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Ein Tag ohne Regeln

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Die Kinder sind weg. Ab zum Herrn Papa. Juhu. Gleich eins vorweg, bevor da irgendwelche Missverständnisse entstehen. ICH LIEBE MEINE KINDER. Ich bin sehr, sehr gerne mit ihnen zusammen. Aber ich bin auch gerne allein. Sehr sogar. Einmal nur für mich, unbeobachtet von meinen Teenager-Mitbewohnern, einfach tun und lassen, was ich will, auf die Vorbildfunktion wird für kurze Zeit gsch…en. Herumliegen, im Bett essen, dummes Zeug im Fernsehen schauen, halbnackt durch das Haus laufen, ungesunde Mahlzeiten zubereiten, am Tisch bröseln und mit dem Handrücken mal so herzhaft das Kernöl vom Goscherl wischen. Ausgedehnte Badewannenaufenthalte mit zu hohem Heißwasserverbrauch, möglicherweise sogar mit einem Gläschen Sekt, am Tag die Vorhänge zuziehen und vor sich hinrüsseln, nicht das Haus verlassen, sich nicht körperlich ertüchtigen, auch auf die Frischluft wird gepfiffen. Naschen, obwohl man Hunger hat und genau weiß, dass ein vernünftiges, nahrhaftes Essen jetzt besser wäre, laute Musik spiel

Ich bin spröde geworden ...

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  Gut, zuerst dachte ich, es wird schon seinen Sinn haben, so eine Pandemie, irgendeine schöpferische Erneuerung wird es wohl bereithalten für uns, das Universum. Ein bisschen runterfahren halt wieder die erhitzten Gemüter, die gestressten Workaholics auf Werkeinstellung zurücksetzen. Uns aufs Wesentliche, Wichtige besinnen lassen, zu uns selbst finden. Aber jetzt bin ich spröde geworden… zerbrechlich und zerknittert…. Zuerst ging’s noch, da war alles irgendwie anders und gar nicht mal so schlecht: durch‘s Distance Learning der Kinder gab’s keine Konflikte mehr im Pausenhof, die Kopfläuse blieben komplett aus, der Schularzt attestierte kein einziges Mal mehr Masseneisenmangel und Massenplattfüße , die öden Elternabende mit verbohrten Helikopter-Eltern und ihren abstrusen haarsträubenden Ideen fielen aus, niemanden interessierte mehr „die gesunde Jause“ und ob man zum Trendsport in die Berge oder zur Sissi nach Wien in der Schulwoche tingeln würde. Die von mir so lästig empfundene

A... frisst Hose.

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  Meine Freitagsrunde durch die Stadt beginne ich beim regionalen Fischhändler, weswegen ich motiviert über den Hauptplatz galoppiere, nachdem ich zuhause ausgiebig gefrühstückt hatte. Das Unter-Hoserl zwickt etwas, wenn ich schneller gehe, doch dafür habe ich jetzt keinen Kopf, denn ich bin schon wieder auf Nahrungssuche. Vorm Geschäft steht man schon am Gehsteig an, die Schlange reicht bereits weit nach hinten. Als ich endlich dran bin, erklärt mir die nette Verkäuferin, dass die Fischerl heute nicht besonders groß sind, weshalb ich gleich viere mehr mitnehme, der regionale Fischhändler soll ja unterstützt werden und braucht auch selber was zu essen, nicht wahr? Wieder zurück über den Hauptplatz – A… frisst mittlerweile besagte U-Hose – kann ich dem Bauernmarkt nicht widerstehen und decke mich dort mit Honig, Würsten und Riesenschaumrollen ein. Ich tratsche ein bisschen mit der Verkäuferin und weil sie echt nett ist und sich mein Blutzuckerspiegel immer mehr im Sinkflug befindet, s

Mein persönlicher Lockdown

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  Ui… jetzt hab ich lange nichts mehr geschrieben. War sehr beschäftigt. Angefangen hat es ganz harmlos: Mein Handy war kaputt. Es hat geraucht. Also nicht direkt geraucht, aber es ist binnen Sekunden so dermaßen heiß geworden, dass ich es öfters als Wärmflasche für alle möglichen Körperteile verwendete. Wo das schon überall war! Frage nicht. Es wusste auch zu viel. Also war es an Zeit abzudanken und für das Neue Platz zu machen. Gekauft war es ja schnell, sämtliche Versicherungen und Schutzhüllen kategorisch abgelehnt und mithilfe meiner Kinder auch bald aktiviert, sprich mit kleinsten Nähnadeln, oder was immer das auch für ein Zeug ist, geöffnet und die SIM-Karte getauscht Aber meine alten Apps bekam ich nur wieder in geschrumpfter Form, d.h. alte Konversationen und Bilder waren dahin, auf WotSepp wurde ich wie von Zauberhand frisch in irgendwelche veralteten Gruppen hinzugefügt und ich hatte plötzlich wieder Leute unter meinen Kontakten, die ich mit 103%iger Sicherheit gelösch

Werbung wirkt

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  Ein paar Freunde sind bei mir eingeladen. Man isst sich die Hucke voll, trinkt so vor sich hin, genießt das eine oder andere Achterl über den Durst, und hört dabei Musik. Ein entspannter Abend. Glaubt man. Musik kommt aus dem ichtube-Kanal, dort kann man sich beliebige Playlists gratis gestalten, die Video-Clips dazu ansehen und einfach gute Musik hören. Kleines Hinkebein (außer mir): die WERBUNG. Sie ist auf den Suchverlauf des Users abgestimmt und wird dazwischen, davor und danach eingespielt. Unbarmherzig. Richtig unbarmherzig. Und so kommt es, dass wir zu „Lady Gaga“ bereits ausgeflippt schunkeln und deren Elastizität und stramme Körperbeherrschung bewundern, während sie sich mit ihrem „Alessandro“ im Bettchen vergnügt. Plötzlich aber wird der Song unterbrochen und eine ältere Dame raunzt aus dem Kanal: „Mit Ihrem Alter leiden Sie sicher auch unter Scheidentrockenheit?“ Jo LeckFettn, das kann doch jetzt nicht wahr sein. Wie kommen die auf sowas? Das war ich nicht. Das hab ich

Die Verwandlung 2020 (Kafka reloaded)

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Ein Friseurbesuch ist wieder mal dringend nötig, die Borsten lichten sich bereits an allen Enden, der Einstein sieht cooler aus als ich – also: tempus fugit und rein in den Laden, Maske rauf, Hände desinfiziert und schon sitze ich auf dem Stuhl. Rundherum alles kleine Tiegel auf polierten und gut beleuchteten Glasboards an den Wänden. Die Titel sind vielversprechend, weil Englisch: „Maintenance conditioner“ zum Beispiel. Bei näherer deutscher Betrachtung („Wartungs-Weichspüler“) eher beunruhigend. Bin ich eine Maschine und gar kein Mensch? Bedarf es wirklich einer Wartung? Links von mir sitzt ein Mann, rechts eine Frau. Der Mann, natürlich ebenfalls mit Maske, hat sein ehrenwertes Haupt mit einer grünen Paste überzogen, die ihm weit in die Stirn und über die Ohren geschmiert wurde. Er schaut so jämmerlich drein, so erbärmlich hab ich noch nie ein Mannsbild dreinschauen gesehen. In keiner Extremsituation: weder in einem Krankenhaus, noch auf einem Begräbnis oder unter einem Wirtsh

Rot, rot, rot ... ist meine Lieblingsfarbe

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Ein kreativer Einfall meinerseits trieb mich ins Geschäft, um Stofffarbe, Fixierer und ein weißes T-Shirt um insgesamt schlappe13,-€ zu erstehen. Jawohl! Wieder mal batiken wie in alten Tagen, kreative Muster auf einem Gewand kreieren, nicht den Einheitslook von der Stange kaufen, wieder mal aus der Reihe tanzen. So war der Plan. Und beim Tanzen hört der Spaß bei mir ja bekanntlich auf, weshalb die Realität sich dann folgendermaßen gestaltete: nachdem ich mir zig Videos mit Anleitungen für komplizierte Muster und Schnürtechniken angeschaut hatte und es sogar schaffte mit Unterstützung meiner Brille und einer extragroßen Lichtquelle die Bedienungsanleitung auf Farbe und Fixierer zu entziffern, drehte und schnürte ich das Textil, wie ich nur konnte, verwendete ordnungsgemäß jedoch nicht wie vor 300 Jahren einen Spagat, sondern Haargummis. Und was noch anders war als bei meinen letzten Versuchen: die Farbe, in meinem Fall eine leuchtend rote, brauchte man nicht mehr in irgendeinem B

Maskerade

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Ich muss jetzt mal ein bisschen Tratsch und Klatsch verbreiten. Ich kann nimmer anders. Sonst zerreißt es mich noch. Also, neulich beim Discounter ums Eck gesehen: Den Nothnagl Max. Mit einer anderen! So ein Trottel! Geht mit einer Schnecke einkaufen, die ganz sicher nicht seine Angetraute ist. Gut, die beiden hatten Masken auf und irgendwie kennt man ja die Leut‘ nimmer mehr so gut, aber ich bin mir sicher, dass das nicht die Seinige war. Das Gewand schon allein. Die hatte nie so einen Geschmack, war eher von der biederen Sorte. Und das Schneckerl da jetzt – huiwui! – trägt sogar ein Geweih über ihrem Hinterteil. Das Gsicht ist verdeckt, den A… sieht man. Was sind das bloß für Zeiten! Sie nehmen mit verliebten Blicken ihr Häuslpapier vom Fließband und stoßen mit der Stirn ans Plexiglas neben der Kassiererin. Übertragbare Krankheitserreger kleben somit an der Scheibe und warten auf den nächsten Schädel, der sich daran reiben wird. Das ist dann gleich derjenige von der Oberhuber

Bin ich im Zoo, oder was?

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Abstand halten soll man, haben’s gesagt. Einen so großen wie ein Babyelefant. Gut. Aber wie groß ist ein Babyelefant? Sicher, ich weiß, das ist nur ein reißerisches Beispiel, damit man seinen Mitmenschen ja nimmer zu nahekommt, aber vorstellen kann ich mir trotz intensiver Suche im Internet das sympathische Rüsseltier eigentlich nicht, weshalb ich vor kurzem beschloss, mir meinen persönlichen Babyelefanten zuzulegen. Gesagt getan. Die sind jetzt eh überall im Angebot gewesen. Aber was frisst so ein Viech und wie lang lebt es und wie groß wird es und was macht es eigentlich so den ganzen Tag? Törööööö! Mein Leben ist anders geworden, seit ich ihn habe. Er leistet mir gute Dienste, das geb ich zu. Wir gehen nebeneinander zum Lebensmittelgeschäft und wenn jemand versucht, sich von hinten an mich ranzupirschen, drängt er sich dienstbeflissen dazwischen. Wenn ich mit dem Rad fahre, läuft er neben mir her und trötet vor sich hin, damit mir kein anderer Radfahrer in die Quere k

Narrenfreiheit

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Masken zu tragen ist primär ja gar nicht so schlecht. Den gesundheitlichen Aspekt jetzt mal außen vorgelassen. Gehen wir nur nach dem Optischen. Wie die Leute jetzt alle hübsch sind, wenn man nur die Augen sieht. Den sogenannten Spiegel der Seele. Herrlich! Und was man hinter so einer Maske alles anstellen kann… Ich zum Beispiel fühle eine gewisse Narrenfreiheit und gebe oft meinen Gefühlen ungeniert freien Lauf: wenn sich etwa jemand bei der Kassa vordrängt, schneide ich eine wilde Grimasse, die ich mich in maskenfreien Zeiten niemals hätte machen getraut – vor lauter guter Kinderstube. Oder wenn ich die Nervige vom Bus sehe, zeige ich ihr unentwegt – stumm, aber sehr deutlich – meine Zunge. Solange, bis sie mir an der Maske picken bleibt. Aber das ist es mir wert. Endlich hab ich dieser Schlampe gezeigt, was ich von ihr halte… Und weil ich gemerkt habe, dass mich auch die anderen Leute manchmal ziemlich nerven, äffe ich sie jetzt ständig nach, wenn sie sich miteinan

...es is ja eh alles da!

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Sorget euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet … sehet die Vögel unter dem Himmel an … sie sammeln nicht in die Scheunen … und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Mt 6, 25-26 Corona-Ausnahmezustand: nach Möglichkeit nicht jeden Tag einkaufen gehen, haben sie gesagt, besser gleich für eine Woche, haben sie gesagt. Aber nicht hamstern. Den anderen Mitmenschen auch noch was übriglassen, haben sie gesagt und mit Hausverstand shoppen gehen. Tu ich. Mach ich. Für eine Woche eingekauft. Check. In zwei Tagen alles zusammengefressen. Check. Jeans spannen ein bisschen, is aber eh wurscht, bin eh nur mehr in Schlabberhosen. Da hat noch viiiiel Eingekauftes Platz. Jetzt ist es nun aber so, dass ich dann langsam doch begonnen habe, alte Sachen aufzuarbeiten, sei es aus coronatechnischen Gründen der häuslichen Inhaftiertung oder weil man halt einfach einen Frühlingsputz um diese Zeit macht. Ich habe die Winterkleid

Nein, meinen Keller putz ich nicht!

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Entlehnt aus: „Der Struwwelpeter/die Geschichte vom Suppen-Kasper“ CORONA lebt – und was nun? Zuhause bleiben und alles tun, was man seit Jahren liegen ließ: sortieren, räumen – ist das fies! Doch Lotta fing gleich an zu schrei’n: „Ich putz nicht meine Küche! Nein! Ich putze meine Küche nicht! Nein, meine Küche putz ich nicht!“ Am n ä c h s t e n Tag – ja sieh nur her! Da war es noch viel dreckiger. Da fing sie wieder an zu schrei’n: „Ich wische keinen Boden! Nein! Ich wische meinen Boden nicht! Nein, meinen Boden wisch ich nicht!“ Am d r i t t e n Tag, o weh und ach! Da wurd‘ sie erst um elfe wach! Sie wollt‘ sich machen hübsch und fein, doch keine Wäsche war mehr rein: Ich wasche keine Kleidung! Nein! Ich wasche meine Kleidung nicht! Nein, meine Kleidung wasch ich nicht!“ Am v i e r t e n Tage endlich gar der Garten ruft – das war ganz klar, heute mal rechen, kehren, Hecken trimmen mit großen Scheren. Da fing sie wieder an zu schre

Also mal angenommen, ich wäre ein Hamster

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Also mal angenommen, ich hätte mich in den letzten Tagen auch von der leichten Massenhysterie des bevorstehenden akuten Hungertodes anstecken lassen und wäre zum Discounter ums Eck gestürmt und hätte mich mit den anderen Angesteckten verbal um das letzte Packerl Mehl geprügelt. Also mal angenommen, es wäre so gewesen und ich hätte aber nur mehr das Bio-Mehl um 400,-€, das von nachhaltig regional gehaltenen glücklichen Weizenkörnern stammt, ergattert und wäre dann damit nach Hause gefahren, beruhigt, dass mir jetzt nix mehr zustoßen könne. Also mal angenommen, das wäre so gewesen, … dann wüsste ich jetzt eigentlich nicht, was ich mit diesem Mehl in Mangelzeiten so wirklich anfangen könnte. Weiß das sonst irgendwer? Sicher, ich könnte Palatschinken oder Spätzle machen, bräuchte jedoch dazu Eier, die ich jetzt aber nicht gebunkert habe – hat mich kein Paniker in diese Richtung angesteckt. Auch könnte ich Pizza machen, dazu bräuchte ich aber eine Germ, die ich allerdings ver

Nicht witzig. Echt nicht.

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Jetzt bin ich schon in einem Alter, in dem man nostalgisch zurückblickt in seine Jugend, in seine Kindheit. Man tendiert dazu, 70er Partys zu veranstalten, Vintage-Kleidung zu tragen, sich nach den Süßigkeiten von damals zu sehnen, Sprüche über die „wahre Kindheit“ zu liken, die Musik von anno dazumal zu hören und so manchen Kalenderspruch als Lebensweisheit gutzuheißen. Da war die Welt noch in Ordnung. Ach, wie war das damals aufregend, wenn man eine „Strahler80“-Zahncreme-Werbung sah, was die einem nicht alles versprach, was im Leben noch verheißungsvoll auf einen zukommen würde „so ein Strahlerkuss ist ein Hochgenuss“, hieß es da. Und die Femina-Slipeinlagen waren „selbstklebend und anschmiegsam“, der Bac-Deo-Stift versprach Frische für dich und mich („mein Bac, dein Bac“), die Haare band man sich mit einem schlichten Gummiringerl zusammen und schon war man frisiert. Vor der grün-braun gemusterten Kugel-Blumen-Tapete flimmerte „Familie Petz“ in FS1, dazu gab’s Krachmandeln z

Die Länge ist egal, die Technik macht’s!

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Vollmondweibernacht. Man ist durch die kosmische Energie schon etwas aufgegangselt, man knabbert Pistazien, trinkt das eine oder andere Bierchen und muss erkennen, dass sich die Tischgespräche mit dem Alter etwas gewandelt haben. Nicht unbedingt in einer appetitanregenderen Form, das muss ich gestehen. Doch irgendwie müssen die Pistazien ja auch wieder ans Tageslicht. Unterhielt man sich in jungen Jahren – also noch vor ein paar Wochen - über anstehende Events, Ergötzungen oder Probleme mit dem anderen Geschlecht, Serviettentechnik und Seifensiederei, so dreht sich jetzt alles eher ums drohende Klimakterium und die gesündesten Kochrezepte. Aber in dieser Vollmondnacht, da läuft das Ganze dann wohl ziemlich aus dem Ruder. Niemand weiß, wer darauf kam, denn plötzlich dreht sich alles nur mehr um die Frage „wie sch***e ich richtig?“ Die eine meint, alles Leben sei Leiden, das schon in der Früh mit einem harten Geschäft beginnt, die andere trötet ins selbe Horn und zeigt,