Also mal angenommen, ich wäre ein Hamster




Also mal angenommen, ich hätte mich in den letzten Tagen auch von der leichten Massenhysterie des bevorstehenden akuten Hungertodes anstecken lassen und wäre zum Discounter ums Eck gestürmt und hätte mich mit den anderen Angesteckten verbal um das letzte Packerl Mehl geprügelt. Also mal angenommen, es wäre so gewesen und ich hätte aber nur mehr das Bio-Mehl um 400,-€, das von nachhaltig regional gehaltenen glücklichen Weizenkörnern stammt, ergattert und wäre dann damit nach Hause gefahren, beruhigt, dass mir jetzt nix mehr zustoßen könne. Also mal angenommen, das wäre so gewesen, … dann wüsste ich jetzt eigentlich nicht, was ich mit diesem Mehl in Mangelzeiten so wirklich anfangen könnte.

Weiß das sonst irgendwer?

Sicher, ich könnte Palatschinken oder Spätzle machen, bräuchte jedoch dazu Eier, die ich jetzt aber nicht gebunkert habe – hat mich kein Paniker in diese Richtung angesteckt. Auch könnte ich Pizza machen, dazu bräuchte ich aber eine Germ, die ich allerdings vergessen habe vorrätig in Trockenform zu lagern. Aber das war’s dann auch schon mit meinen Rezepten.

Oder fangen wir jetzt alle zum Brotbacken an? Dazu bräuchte man aber auch eine Germ – hab ich zumindest gegoogelt. Denn wissen tu ich sowas nicht. Hab in meinem ganzen Leben noch kein Brot gebacken. Und die Dunkelziffer, wie viele von den Mehl-Hamsterern es auch noch nie gemacht haben, ist angeblich höher als die Virus-Sterbe-Rate.



Marie Antoinette hatte seinerzeit ja einen guten Tipp, was man mit Mehl machen könnte: „wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen“, unterstellt man ihr gesagt zu haben. Also könnte ich Kuchen backen, wobei ich gerne an meinen ersten „Becherkuchen“ zurückdenke. Das Rezept besagt, man nehme ein Jogurt-Becherl und messe darin Mehl, Zucker, Kakao etc. Am Schluss des Rezeptes schrieb mir mein Mütterlein: „1/2 Backpulver“. Ich gehorchte. Und schüttete ein halbes Yogurt-Becherl voll Backpulver dazu. Da gab’s kein Verhungern mehr. Der gute Kuchen vermehrte sich binnen Minuten im Backrohr auf ein Vielfaches seiner selbst, ich verwendete mehrere Gefäße und Formen und zehrte einige Wochen von diesem explosiven Stück. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und dann? Am Ende der Verdauungskette? Mal angenommen, ich hätte mich in den letzten Tagen auch von der Hysterie des Toilettenpapierkaufes anstecken lassen, und ich hätte davon so viel zur Verfügung, dass ich selbst die vielen Ärsche damit nicht in die Flucht schlagen könnte, die mir in meinem Leben noch so begegnen werden. Was dann?

Dann könnte ich ja mit dem vorrätigen Bio-Weizen-Mehl unter Zugabe von Wasser ein wenig Kleister produzieren und mit dem Häuslpapier eine gediegene Papiermaché-Maske anfertigen, um die Menschheit vor meinen Ausdünstungen zu schützen. Ohne Germ und ohne Eier.

Also alles mal nur so angenommen. Ist aber eh nicht so...

Ich werde nämlich jämmerlich verhungern, jedoch in Würde - mit blitzeblankem Po.

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