Maskerade



Ich muss jetzt mal ein bisschen Tratsch und Klatsch verbreiten. Ich kann nimmer anders. Sonst zerreißt es mich noch. Also, neulich beim Discounter ums Eck gesehen: Den Nothnagl Max. Mit einer anderen! So ein Trottel! Geht mit einer Schnecke einkaufen, die ganz sicher nicht seine Angetraute ist. Gut, die beiden hatten Masken auf und irgendwie kennt man ja die Leut‘ nimmer mehr so gut, aber ich bin mir sicher, dass das nicht die Seinige war. Das Gewand schon allein. Die hatte nie so einen Geschmack, war eher von der biederen Sorte. Und das Schneckerl da jetzt – huiwui! – trägt sogar ein Geweih über ihrem Hinterteil. Das Gsicht ist verdeckt, den A… sieht man. Was sind das bloß für Zeiten! Sie nehmen mit verliebten Blicken ihr Häuslpapier vom Fließband und stoßen mit der Stirn ans Plexiglas neben der Kassiererin. Übertragbare Krankheitserreger kleben somit an der Scheibe und warten auf den nächsten Schädel, der sich daran reiben wird.

Das ist dann gleich derjenige von der Oberhuber Babsi. Sie braust als nächstes mit einem Wagerl voller Hundefutter daher. Was braucht denn die bitte sowas, die hat doch ein Katzerl, ja hat die einen Pecker!? Und wie sie heute vorbeirennt bei mir, sonst grüßt sie immer. Gut, sie hat eine Maske auf und irgendwie kennt man ja die Leut‘ nimmer mehr so gut, aber ich bin mir sicher, dass sie es war. Oder doch nicht? Sie hinterlässt ihren fettigen Stirnabdruck an der Plexiglasscheibe und schaufelt dabei ihre Hundsdoserl vom Fließband.



Und der Manfred vom Hochhaus drüben, ich weiß den Nachnamen nicht, der hat jetzt noch mehr Pickel bekommen, der trinkt wahrscheinlich wieder … und die Isabella Bleibtreu von der Siedlung rennt mit fetten Haaren rum, dass der Sau graust und alle tun sie so, als ob sie wer anderer wären. Ja kruzitürken, diese blöden Masken!

Die Gruber Gerli hat schon wieder eine neue Tasche, gut, sie trägt die obligate Maske und ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich ist, aber die hat echt einen Fimmel...

Der Sommerer Horst glaubt sich wohl seit neuestem über reine Markenkleidung definieren zu müssen, weil er sonst nix am Kasten hat und der Prepasser Markus rennt durch die Gänge, als ob die Polizei hinter ihm her ist. Dabei hat er‘s doch immer mit‘n Kreuz gehabt. Alle mit Masken. Aber ich bin mir sicher, dass das die Gruber, der Sommerer und der Prepasser waren. Gaaaaanz sicher. Oder doch nicht?

Was aber dem Fass den Boden ausschlägt, ist ein Typ, der gar keine Maske aufhat. Der geht quasi nackert zum Discounter. Zeigt alles her: die Nase mit den großen Löchern, die Wangen und die Lippen. Und als ich kurz einen Blick von ihm erhaschte, da zeigt mir diese Drecksau ohne Genierer sogar seine Zähne. Seine Zähne! Ich versteh die Welt nicht mehr! Auch er drückt sich mit seiner fettigen Stirn an die Plexiglaswand und bis ich an der Reihe bin, ist da schon ganz eine schöne Sammlung vorhanden.

Ich hinterlass schnell meinen Abdruck und sause auf den Parkplatz, reiß mir die Maske runter, schnappe nach Luft und muss erkennen, dass die Leute von vorhin, die jetzt alle gerade unmaskiert ihre Autos einräumen, gar nicht diejenigen waren, für die ich sie gehalten hab. Kein einziger!!! Der Nothnagl is wahrscheinlich eh immer noch glücklich mit seiner Alten, die Oberhuber streichelt zhaus eh noch immer ihre Muschi und ist noch nicht auf den Hund gekommen, der Manfred ist seit Jahren abstinent und hat eine Haut wie ein Babypopo.

Wenn ich wenigstens den Holzmichl getroffen hätte, könnt ich euch sagen, ob der noch lebt. Aber so? Diese blöden Masken! Und ich war soooo schön im Läster-Modus…

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