Rot, rot, rot ... ist meine Lieblingsfarbe


Ein kreativer Einfall meinerseits trieb mich ins Geschäft, um Stofffarbe, Fixierer und ein weißes T-Shirt um insgesamt schlappe13,-€ zu erstehen. Jawohl! Wieder mal batiken wie in alten Tagen, kreative Muster auf einem Gewand kreieren, nicht den Einheitslook von der Stange kaufen, wieder mal aus der Reihe tanzen. So war der Plan.

Und beim Tanzen hört der Spaß bei mir ja bekanntlich auf, weshalb die Realität sich dann folgendermaßen gestaltete: nachdem ich mir zig Videos mit Anleitungen für komplizierte Muster und Schnürtechniken angeschaut hatte und es sogar schaffte mit Unterstützung meiner Brille und einer extragroßen Lichtquelle die Bedienungsanleitung auf Farbe und Fixierer zu entziffern, drehte und schnürte ich das Textil, wie ich nur konnte, verwendete ordnungsgemäß jedoch nicht wie vor 300 Jahren einen Spagat, sondern Haargummis. Und was noch anders war als bei meinen letzten Versuchen: die Farbe, in meinem Fall eine leuchtend rote, brauchte man nicht mehr in irgendeinem Bottich von Hand anrühren, sondern sie vereinigte sich in der Waschmaschine in einem unspektakulären Waschgang bei 40% mit dem Leiberl wie von selbst. Entspannt lehnte ich mich zurück und wartete. 

Das war das letzte Mal, dass ich in dieser Causa entspannt war, dies sei schon mal vorweggenommen.

Nach Beendigung des Waschganges riss ich die Trommel auf und musste mit Schrecken feststellen, dass die Haargummis der Maschinenbewegung offensichtlich nicht standgehalten hatten und separat herumflatterten, das Leiberl hingegen war rosarot. Und zwar durchgehend. Kein einziger Batikeffekt weit und breit. Nicht einmal ein Punkterl, das noch weiß geblieben wäre. Dafür aber tropfte in den Gummilaschen der Trommel noch jede Menge Farbe, die sich beim Öffnen sogleich über den Boden und meine Zehen ergoss. Auch meine Hände hatten was abbekommen. Ach, nicht so schlimm, ich tapste zum Waschbecken, nahm per Fußabdruck ein paar rote Schleifspuren mit und musste feststellen, dass sich mit reinem Wasser die Farbe nicht runterkriegen lässt.


Nach dem (vermeintlichen) Säubern der Waschmaschine legte ich noch eine Partie weiße Wäsche nach, ließ mein T-Shirt trocknen und probierte es danach auch gleich an. Die roten Spuren hatte ich inzwischen über das ganze Haus verteilt, sämtliche Türklinken waren blutrot, an den Wänden klebten kleine Patzer, auf dem Holzboden waren Abdrücke. Doch das T-Shirt schaute ganz nett aus – auch ohne Batikeffekt.

Und neue Sachen zeigt man ja gerne her, weshalb ich gleich eine Runde mit dem Rad drehte, etwas verschwitzt nach Hause kam und feststellen musste, dass das Shirt sowohl meine Unterwäsche als auch meine Hose angefärbt hatte. Nun gut, es braucht also einen neuen BH, eine neue Unterhose, neue Jeans, neue Socken und das bisschen Reinigungsmaterial für die Türklinken, den Parkettboden, die Fliesen und ein bisschen Farbe für die Wände im Gang. Des Weiteren muss man einen Maler bestellen.

Die Partie mit der weißen Wäsche war inzwischen auch fertig, leider übersah ich ein paar Farbrückstände in der Trommel, weshalb zusätzlich noch 7 Unterhosen, 3 Handtücher, 2 Polsterüberzüge, 4 Geschirrtücher, 3 Waschlappen und 2 Hemden neu zu kaufen sind.

Das Ganze wird mir in etwa, samt Maler, auf 800,- bis 900,-€ kommen.

Gut, dass ich vor den Kindern zuhause war. Die hätten sonst aufgelöst die roten Flecke im gesamten Haus gesehen, Muttern nicht vorgefunden und was weiß ich was gedacht. Immerhin: die Tatortreiniger hab ich mir dadurch erspart. Sonst wär’s noch ein bisserl kreativer geworden….

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