Das Leben ist (k)ein Musical


Music was my first love, and it will be my last.


Musik – ich liebe sie ja! – mit Musik kann man so viel ausdrücken, so viel sagen….man kann Geschichten erzählen, Stimmungen rüberbringen, Gefühle erzeugen. Ich selber bin ja völlig unmusikalisch dh ich kenne keine einzige Note, kann nicht Stimmhalten, wenn jemand neben mir einen Ton anders singt, bin aber trotz meiner absoluten Schweinsohren von Klängen relativ angetan und lasse mich immer und überall beschallen. Dass ich manchmal sogar dazu tanze („dance as if nobody’s watching“), ist eine andere Geschichte...

Apropos Geschichten erzählen: das Wechselspiel zwischen Mann und Frau – oder das, was die beiden manchmal so sehr voneinander trennt – ist bereits in der deutschsprachigen (Schlager-) Musikgeschichte festgeschrieben:

Was Männer wollen:


Das weiß man(n/frau) nicht so recht. „Schön ist es, auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein“, dürfte mal so der ersten männlichen Philosophie entsprechen, ohne dabei viel nachzudenken, „i wü nur Schifoaaaaaaaaann, weil Schifoaaaaaaann is des leiwandste, wos ma si nur vurstön kann“, folgt gleich auf den Fuß, gemeinsam mit „Ich fahre mit dem Auto, alles geht so schnell. Rechts der Berg, links die Schlucht. Und über mir der Himmel so blau blau blau. Ich fahre mit dem Auto.“ Schön wär dann auch noch ein „Motorboot, Motorboot – ruadarn turi nur zur Not“. Und für die Hormonstaus gibt’s ja auch rein theoretisch immer eine Lösung, „weil jeder, den die Sehnsucht quält, ganz einfach Rosis Nummer wählt“. Aber manchmal, ja manchmal da schluchzen die Manderl gen Himmel: „I bin jo so allan, kana mog mi, i kann nur wortn und hoffen auf di“, denn „Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit, Männer sind so verletzlich, Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich…“

Was Frauen wollen:


„Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann…“, trällert sie vor sich hin, während der „Hochsaison im Eissalon“, obwohl ihr das Gelato di Stracciatella mehr als nur mundet. Frustnaschen. Das Ganze kann umschrieben werden mit „Einsamkeit – hat viele Namen, viele Namen, doch einen nur für mich“. „Ich will nen Cowboy als Mann, dabei kommt’s mir gar nicht auf das Schießen an, denn ich weiß, dass so ein Cowboy küüüüüssen kann!“ gibt sie von sich und äußert ihren größten Wunsch „ich war noch niemals in York“, wo sie auch unbedingt mal hinmöchte. Mit dem Cowboy natürlich.


Und „irgendwann, irgendwo, irgendwie“ kommt’s dann zu einer ersten Begegnung der beiden Geschlechter. Sein: „Du entschuldige, i kenn di…“ gehört nicht unbedingt zur Meisterklasse unter den Aufreißsprüchen, aber er legt ja noch nach: „Küss die Hand, schöne Frau, ihre Augen sind so blau, tirili tirila tirilo“

„Schöner fremder Mann, du bist lieb zu mir“, zwitschert sie zurück und lacht. „Sie ist die eine, die immer lacht, die immer lacht, die immer lacht!“

„Du hast die Haare schön, du hast, du hast die Haare schön“, raunzt er geschmeidig und zirpt weiter: „Schatzi, schenk mir ein Foto“, denn „für dich soll’s rote Rosen regnen“.

Wenn dann die ersten Balzrunden ausgeführt sind, geht man schon mal in medias res. Er: „Ich bau dir ein Schloss, das in den Wolken liegt“ – aber nur „wenn ich einmal reich wär, tiwitiwitiwidumm“. Das Weiberl ist aber noch nicht so ganz zufrieden und raunzt: „so when you really love me, darling, bring me Edelweiss“, jetzt spricht sie Englisch, sie will ja schließlich mal nach New York. Aber er hat einen anderen Vorschlag: „Schnucki, ach Schnucki, fohr ma noch Kentucky“. Amerika immerhin. Und sie lacht. Sie ist ja die eine, die immer lacht.

Jetzt geht's zur Sache, Schätzchen


Irgendwann dann, wenn die trockene Theorie abgehandelt ist, geht’s auch körperlich zur Sache, welchen Akt er einleitet mit „Rote Lippen soll man küssen, denn zum Küssen sind sie da“, woraufhin sie Schlafstörungen vorschützt mit den Worten „ohne dich schlaf ich heut‘ Nacht nicht ein“ und er ein erlösendes „ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei“ von sich gibt. Nun gut. „Schuld war nur der Bossanova“, das sei schon mal verraten, denn plötzlich spricht das Weibchen Französisch: „voulez yous couchez avec moi?“. Französisch ist in diesem Zusammenhang immer gut, findet er und er lässt sie weiterbrabbeln. Doch dann kommt wegen männlicher Orientierungslosigkeit schon die erste Anweisung von weiblicher Seite: „Sie müssen erst den Nippel durch die Lasche ziehen“, woraufhin er endlich ihre „Insel mit zwei Bergen“ zu Gesicht bekommt. „Anna, lass mich rein, lass mich raus“, um was anderes geht’s ihm jetzt gar nicht mehr. „Ich will Spaß, ich will Spaß, ich geb Gas, ich geb Gas“, ist sein Motto und „ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt“. Irgendwann hält er inne und fragt: „Montag, Dienstag, Mittwoch… oh, wann kommst du?“ Beide sind „atemlos durch die Nacht“ unterwegs, doch sie raunzt wenigstens beim Abschied höflich: „Junge, komm bald wieder!“ Und sie lacht, sie ist nämlich die eine, die immer lacht.

Danach folgt meist eine Phase der Hochgefühle. Nach einem dankbaren „Merci cherie“, das er sich aber nur denkt und sich niemals zu sagen wagt, schmiedet er schon wieder Pläne für die Zukunft: „I klau für di den Eifelturm und woart auf di im größten Sturm - weil i di mog“. Sie war aber noch niemals in New York – kapiert denn das der Typ nicht? Und dann geht’s erst so richtig los mit dem Gesülze: „Marmorstein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“, „verdammt, ich lieb dich“, „dein ist mein ganzes Herz“, „die berühmten drei Worte“ bis hin zu „ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß, so siehst du in meinen schönsten Träumen aus“, bis er sich selber mal zuhört und erschrocken ausruft: „zwickt’s mi, i man i tram, des derf net woahr sein, wo samma daham? Er bemerkt nämlich, dass sie nicht nur „a Herz hat wia a Bergwerk“, sondern auch ihre Zähne so aussehen. Und alles andere flattert auch „wie ein Segel im Wind“. „Du kannst nicht immer 17 sein, Liebling, das kannst du nicht“, flüstert er ihr noch beschwichtigend ins Ohr und dann schreit es laut in ihm: „I wü wieda ham, i fühl mi do so allan, i brauch ka große Wöd, i wü ham noch Fürstenfeld!“ Nix is mit New York, nix mit’n Eifelturm (obwohl er ihr Französisch so sehr liebte) und nicht einmal mehr Kentucky geht mehr sich aus.

Die Laune sinkt etwas...


„Ich fang nie mehr was an einem Sonntag an“, schluchzt sie inzwischen und ihre beste Freundin hinterfragt das ganze Treiben mit „Warum hast du nicht nein gesagt?“ Die Sache ist verfahren. „Es fährt ein Zug nach nirgendwo…“

Nun denn, auf jeden Fall wurde aus Spaß Ernst. Ernst ist jetzt 3 Jahre alt. Er fiept: „Oh, mein Papá war eine große Clown“ und „Maaaaaaama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen“ Tut sie eh nicht. Sie ist nämlich die eine, die immer lacht.

Die Sache zwischen Männchen und Weibchen spitzt sich aber gehörig zu, zuerst beginnt sie zu stänkern: „Wennst amoi noch so hamkummst….“, woraufhin er antwortet „was soll das?“ und „I hob längst vergessen, wie schön’s mit dir (=auf dir) woar“ . Sie wünscht sich bloß „ein bisschen Frieden“, spürt aber, sie sind beide bereits „Jenseits von Eden“. „Ach, wärst du doch in Düsseldorf geblieben“, schreit sie ihn an, denn „du hast mich tausendmal belogen!“

Er tröstet sie zwar noch mit einem süffisanten „Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling“ und „immer immer wieder geht die Sonne auf“, sie aber denkt nur mehr: „Ich wünsch dir Hölle auf Erden, wenn du heut‘ gehst“. Und so wird es auch geschehen: denn auch für ihn kommt „immer wieder Sonntag die Erinnerung“ und er erkennt: nun ist er „gezeichnet fürs Leben“, denn „ana hot immer des Pumerl“. Ja, „die Liebe ist ein seltsames Spiel“, dämmert es ihm und er führt sein „potschertes Leben“ allein weiter.

Dabei wollte sie doch nur einmal nach New York - und jetzt ist sie die eine, die NIMMER lacht

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