Dessous
Mütterlein prägte mir dereinst aufs Schärfste ein: „zieh immer eine frische und schöne Unterwäsche an, denn wenn du einen Unfall hast, sehen die Rettungsmänner, wie du beieinander bist und dann kannst dich schämen.“ Dieser Gedanke hat sich dermaßen in mir festgebohrt, dass ich ständig auf der Hut bin, wie ich „drunter beieinander“ bin. Dass diese „Rettungsmänner“, die im Übrigen auch Frauen sein können, in der Situation wahrscheinlich was anderes zu tun haben würden als sich über meine Unterwäsche Gedanken zu machen und dass das Blödere an einem Unfall vielleicht der Unfall selbst samt seinen Schäden sein könnte, behirnte ich wenig bis nie.
So geschieht
es nach wie vor, dass ich, wenn ich etwas Gefährliches vorhabe – Fensterputzen
etwa – zuvor ein Ganzkörperpeeling mache, duschen und Haare waschen gehe und
selbstverständlich meine schönste Wäsch‘ aus dem Kasten klaube, um dann erst
Stunden später schon völlig erschöpft mit dem eigentlichen Vorhaben zu
beginnen. Ich könnte ja von der Leiter fallen.
Auch traue
ich mich kaum das Altpapier wegtragen, ohne nicht vorher einen Blick in meine
Unterhose geworfen zu haben. Gar nicht auszudenken, wenn ich umknöcheln würde
und mir ein Nachbar die Rettung ruft, die mich dann an Ort und Stelle auszieht,
um den Knöchel zu untersuchen und die ganze Siedlung samt Rettungsleute meine
schlampigen Dessous sieht.
Ein bisschen
blöd an der Sache ist auch der Umkehrschluss, nämlich, dass ich jedes Mal, wenn
ich dann eine perfekte Unterwäsche trage, denke: „Jetzt kann ich beruhigt einen
Unfall haben.“
Das Ganze
schraubte sich eines Nachts so richtig hoch, als ich bei gekipptem
Erdgeschoßfenster Geräusche hörte, die ich eindeutig als Einbruchsversuch
definierte. Im ersten schlaftrunkenen Impuls hüpfte ich aus dem Bett und
drückte mit einem lauten Krach das Fenster zu, damit die Verbrecherbande
wüsste, dass jemand zuhause ist. Als das Geräusch aber immer nur noch lauter
wurde und ich zusehen musste, wie das Fliegengitter langsam zerrissen wurde,
dachte ich nach dem ersten Beinahe-Herzstillstand nicht etwa daran, dass ich
jetzt die Polizei rufen, mich und meine Kinder in Sicherheit bringen oder mich
mit Nudelwalker bewaffnen könnte – NEIN! – mein erster Gedanke war: trage ich
eine Unterhose und wenn ja, in welchem Zustand befindet sich diese? Und wo ist
mein BH? Die Verbrecherbande würde meine der Schwerkraft immer mehr zugeneigte Busitur
sehen, vom Unterg‘stell ganz zu schweigen. Die ganze Wahrheit würde ans Licht
kommen! Ich brauche eine ordentliche Unterwäsche. Das ist wichtig. Vor allem
bei Verbrecherbanden. Das weiß jedes Kind.
Während ich
im Dunkeln also meine sieben Sachen zusammensuchte und noch nachdachte, ob der
feierliche Rüschen-BH in dieser Situation angebracht ist oder ich lieber auf
neutrales Weiß zurückgreifen sollte, beruhigte sich das Geräusch am Fenster.
Uff. So ein Glück. Ersparte mir das leidige Kopfzerbrechen über die richtige
Wahl der Dessous!
Des Rätsels
Lösung war übrigens, dass es sich um einen Marder oder ein ähnliches Tier
gehandelt haben musste, der eigentlich die Hauswand raufklettern wollte und
sich dabei aber im Fliegengitter verfangen hatte. Dort randalierte das Vieh,
was mich zum Trugschluss brachte, dass es sich um den Einbruchsversuch einer
Verbrecherbande handeln müsste.
Wenn ich das
putzige Viecherl früher gesehen hätte, hätte ich mich gleich richtig chic
gemacht!
Hahaha,genial .....das werd ich beim nächsten Treffen kontrollieren...
AntwortenLöschenEine Kontrolle darf ausschliesslich durch Befugte aus dem Rettungs-, Verbrecher- oder Tiermilieu durchgeführt werden. Bei Identifikation des/der anonymen Schreibers/Schreiberin kann darüber verhandelt werden. Da bin och situationselastisch.
LöschenMusste sehr über die Geschichte schmunzeln, weil mir Mütterleins Tipp ziemlich bekannt vorkommt!
AntwortenLöschenDanke!😀
LöschenSoooo herzlich gelacht!!! Danke!!! Glg🙋♀️
AntwortenLöschenFreut mich!
Löschen