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Ich shoppe. Wieder einmal. Im Internet.

Bestelle mir bei „Snob-Apotheke“ Baldrian-Beruhigungsperlen, einen Hornhaut-Schaber und eine Enthaarungscreme. Via Internet deshalb, weil die Verkäuferin im regionalen Drogeriemarkt ja nicht unbedingt wissen muss, dass ich ein haariges Plüsch-Nerverl mit Grind-Haxen bin. Was folgt, ist eine, mehrere kostbare Lebensmomente dauernde Zeremonie, um überhaupt einen Account in der „Snob-Apotheke“ samt gültigem Passwort zu erstellen. Ich gebe meinen Vornamen ein (wie originell!), dazu ein paar Hashtags und Fragezeichen. Der „Snob“ schreit: Viel zu unsicher, viel zu kurz. Ich erweitere auf den Nachnamen, das Geburtsdatum, Prozentzeichen und Fragezeichen. Der „Snob“ schreit schon wieder. Die Kleinbuchstaben tausche ich gegen große aus und beim Geburtsdatum schummle ich um 20 Jahre vorwärts. Wenn die von der Apotheke mich sehen könnten, würden sie mir den ranzigen End-Vierziger sowieso nicht abkaufen, denk ich mir noch und mach aus dem 69er gleich einen 39er. So fühlt es sich besser an. Der „Snob“ schreit schon wieder. Alles so unsicher, zu wenige Sonderzeichen und zu viele Semikolons und überhaupt und außerdem… Ich schwindle zum eigenen Namen den meiner Kinder und Eltern dazu, füge meinen aktuellen Cholesterinwert und den Geburtsort meiner Altvorderen bei und bin schließlich sehr zufrieden, als der „Snob“ es auch ist.

Ich drehe mich um und vergesse das Passwort. Dann freue ich mich auf meine Bestellungen. Elefantenhaut adé, sanfte Gelassenheit und Gleichmut in allen Lagen – und kein Härchen stört dabei im lauen Frühlingsglanz.


Irgendwie werden die Produkte aber nicht geliefert. So steige ich nach Tagen wieder in der „Snob-Apotheke“ ein und muss feststellen, dass ich das Passwort offensichtlich nicht akribisch genug konfiguriert habe. Der „Snob“ brüllt. Schon wieder. So nehme ich mir meine handgeschriebene Passwort-Liste zur Brust, wo ich eine Reihung von ca. 27 verschiedenen Online-Portalen vor mir habe samt gültigen Einstiegen:

Beim Pibi-Fotoshop hab ich mein Gewicht aus dem Jahr 1988 mit dem Notendurchschnitt meiner Matura (in Worten) angegeben; bei der Bank kombinierte ich einst den Firmennamen samt der drei Vornamen meines Arbeitgebers mit dem windigen Gehalt, das ich seinerzeit erhielt; bei der Telefongesellschaft nahm ich das Wort „Viertelanschluss“ mit den Kennenlerndaten meiner 3 besten Freundinnen und beim Versandhaus meiner Wahl fiel mir etwa „IssNichtJedenTagSchokolade“ ein , verziert mit meinen 90-60-90 Maßen und 3 dicken Fragezeichen. Das Ferienhaus-Online-Portal reagiert nur auf „DasLebenIstKurzNimmDirZeitFürMEER“ samt dem Datum meines letzten Urlaubs (ist zwar schon aus den 2000er Jahren, ansonsten aber sehr verstaubt) und in meinen Blog komm ich nur, weil ich das Passwort offensichtlich auf allen Computern und Handys im Haus gespeichert hab.

Was also bleibt, ist der „Snob“: ich komm und komm nicht mehr drauf, werde schließlich von der Seite gesperrt und warte bis heute auf meine seinerzeitige vermeintliche Bestellung.

Nun kauf ich wieder beim regionalen Dienstleister. Mir doch wurscht, ob die Verkäuferin sich denkt, dass ich eine vertrocknete Ziege mit Nervenschwäche bin, denn mittlerweile lautet mein Passwort stets und überall „HashtagRutschtsMirDochDenBuckelRunterKrawutziKaputziDotCom“

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