Early bird

Und manchmal dann …

…dann packt mich eine unbändige Lebensfreude, dann könnt ich die ganze Welt umarmen und laut lachen vor Glück.

Ist’s der Sommer? Sind’s die Hormone? Oder einfach ein Gewahrsein, dass die Menschwerdung und das Leben per se schon Sinn und Freude genug sind? Und dass wir da alle eh nicht lebendig rauskommen?

In der Früh schon, early bird wie ich bin, wache ich kurz nach 4:00 Uhr auf und warte auf das erste Vogelgezwitscher und die Dämmerung. Ich beobachte wie sowohl Licht als auch Ton immer intensiver werden und sich zu den ersten zaghaften Piepsern bald ein ganzer närrischer Chor gesellt, der ein wunderbares Konzert zum Besten gibt. Wo andere ärgerlich die Fenster schließen und den ganzen restlichen Tag auf die Vögel einen Zorn schieben, reiße ich es sperrangelweit auf und genieße die Vorstellung. Und hab eine Freude daran, eine unermessliche Freude.



Anschließend ziehe ich mir – denn zum Aufstehen ist’s bei Gott noch zu früh – ein Video über Venedig rein. Jeden Tag eines, jeden Tag bin ich schon kurz nach fünf in der Früh in der langsam sinkenden Serenissima. Mit irgendwelchen jugendlichen Bloggern, die mit Self-Cams durch die Gassen irren und ihr Frühstück suchen. Ich höre italienische Wortfetzen, rieche die Meeresluft und atme mit den Jungspunden die Geschichte dieser Stadt. Am Schluss trinke ich mit ihnen einen Cappuccino im Café Florian. Herrlich! Man gönnt sich ja sonst nix.

Dann aber husch, husch, raus aus dem Bettchen, ein bisschen Hausarbeit und Frühstück machen, ein bisschen Jause richten, die Kinder aus dem Haus bugstieren und ab zum Lebensmitteldiscounter um die Ecke. Da haben sie in der Früh immer die besten „Rette-mich-Boxen“. Eine Kiste voll mit Obst und Gemüse der besonderen Art. Zwar vom Vor- oder Vorvortag, doch eine ungemein tolle Vielfalt um einen Spottpreis. Da schlägt mein Herzerl höher, zumal sich in dieser Überraschungsbox nicht nur gängige Sachen wie Äpfel, Bananen, Erdäpfel und Zwiebel befinden, sondern für mich durchaus exotische Objekte, die ich mir regulär eher selten kaufe. So lerne ich etwa den Umgang mit Fenchelknollen, Portobello-Pilzen oder Spargelspitzen kennen und zaubere mit Linetten oder Physalis ganz hervorragende Menüs und Dekos.

Anschließend freue ich mich auf ein gediegenes Kaffeetscherl in meinem Garten, sei es auf der Bank am gut angewachsenen Dschungel-Hang, auf dem Hochwasser-Keller-Schutz-Schacht hinter dem Haus oder auf dem Acapulco-Sessel unter den weit herabhängenden Ästen meines Lieblingsapfelbaumes. Alles kleine Kraft- und Ruheplätze, die für knapp 10 Minuten Gaumen und Seele delektieren.

Und dann? Dann ist es ca. 8:30 Uhr in der Früh und ich falle todmüde ins Bett zurück. War wieder ziemlich anstrengend heute. Aber schöööööön!

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