Valentinstag - ich bin verloren!

 

Der Psychoterror-Tag für Singles steht ins Haus, da schlagen die Herzen höher. Und zwar nicht nur die der vermeintlich sich Liebenden, sondern vielmehr die der Einsamen, Wenn man nämlich der aggressiven Werbung im Vorfeld glaubt, wird man den Tag ohne Partner wohl kaum überstehen.

Im Drogeriemarkt gibt’s das erste Valentinsspecial: Rasierklingen. 6 Stück in einer extra mit Herzen und „be my valentine“-Pickerl beklebten Sonderbox. Nicht zum Pulsadern-Aufschneiden, sondern für die Intimrasur. Nehme ich halt mal an. Und kaufe mir sicherheitshalber 3 Packungen. Verklärt denke ich an die Zeiten mit Seppi zurück, den ein gestutzter Vorgarten immer so verzückt hat. In Memoriam schere ich mich wie ein Schaf und warte geduldig auf den großen Tag und den ebenso prächtigen Mann, der nicht und nicht mehr kommen will. Erst als der etwas juckende Flaum zwischen den Pickeln nach einer längeren Zeit des Wartens wieder ans Tageslicht möchte, fällt mir ein: Ah nein, ups – der Seppi mag mich ja gar nimmer! Der graste nebenbei ja auch auf anderen Weiden.

Und Decken gibt’s beim Möbelhaus. Decken! Kuscheldecken im Valentinsangebot, Gewichtsdecken im Valentinsspecial, Daunendecken von glücklichen, am Valentinstag gerupften Gänsen. Eine neue Decke braucht frau ganz bestimmt zu diesem feierlichen Event. Gedacht, gekauft. Und mich an Hansi erinnert. Hansi war immer viel beschäftigt, schlief selten, arbeitete stetig, hatte Freizeitstress und viel Angst, mit sich selbst alleine zu sein. Ein paar Mal brachte ich Hansi dazu, sich mit mir unter eine Decke zu stecken. Ob mir das wohl noch einmal gelingt? Ah nein, ups, der Hansi hat ja jetzt ein Burnout und liegt unter einer Spitalsdecke. Der kommt an keinem Valentinstag mehr.

Oh! Und die Naschereien sind alle im Angebot. So viel Süßes! Ich lagere mir einen Vorrat ein und denke verklärt an Burschi. Der hat doch immer so gerne genascht, ob er wohl auf ein Bonbonierchen vorbeikommt? Ah nein, ups, der Burschi mag mich ja auch nimmer, der hat so viel Seelenmüll angehäuft, weil er nie die Pappen zum Reden aufgekriegt hat, sondern immer nur für Süßes, sodass er jetzt sehr zu kämpfen hat. Mit all dem Mist in seiner Seele, mit mir und mit seinen Blutzuckerwerten.

Aber macht nichts. Ich bin ja eine starke Frau, dann mach ich’s mir eben alleine gemütlich unter meiner neuen Decke mit juckendem Schritt und einem Lolly im Goscherl.



…Oder aber ich kauf mir die Brille, die ich unlängst beim Optiker meines Vertrauens gesehen hab: ein Valentinsangebot fürs Scharfsehen. Keine rosa Brille mehr. Dann passieren mir Griffe ins Häusl mit den Seppis, Hansis und Burschis vielleicht in Zukunft auch nimmer.

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