Das schlechte Gewissen
Weihnachtsfeiertage. Mit der Familie Zeit verbringen,
gutes Essen und Trinken genießen, sich mit Freunden treffen, zuhören, lachen,
einander lieb haben …. Aber was! Drauf wird pfiffen. Heuer zieh ich mir mal
meine 6 DVDs a 4-5 Folgen zu je 48 min „die Hausmeisterin“ rein. Am Stück, non
stop. Im Bett. Mit Laptop auf dem Bauch und Kopfhörer auf dem Schädel. Lasst’s
mich doch alle in Ruh mit eurem Weihnachtsgedöns!
Bayrischer Humor gepaart mit viel Wissen über das
Leben. Über 30 Jahre alt, diese Serie. Da haben die Frauen noch eine weibliche
Figur. Da sind noch keine Spargeltarzane unterwegs. Und die Hausmeisterin, die sorgt
sich um alles und kümmert sich um jeden. Die kann besser anpacken wie jedes
Mannsbild, die löst die Sachen mit Hausverstand und wenn sie nicht mehr will, trommelt
sie ein freudiges „steigt’s mir doch alle aufn Hut“. Ich liebe sie! Und die
ersten drei, vier Folgen genieße ich auch noch besonders, ohne viel
nachzudenken. Dann aber plötzlich regt sich was in mir…. Es scheint mein
Gewissen zu sein. Sollt ich nicht auch ein bisserl putzen oder wenigstens mal
der täglichen Systemerhaltung nachgehen? Wie war denn noch schnell mal meine
Küche beieinander, als ich diese vor ein paar Stunden zurückließ? Hab ich
überhaupt schon das Geschirr von gestern Abend weggeräumt? Ich müsst mal aufs
WC, spare es mir aber noch für eine weitere Folge auf. Die Hausmeisterin geht
auch nicht ununterbrochen pieseln. Sie bohnert das Treppenhaus und dreht sich
ihre Haare ein.
Wann hab ich eigentlich das letzte Mal Staub gesaugt
und mein Treppengeländer gereinigt? Und wann hab ich was bei meinen Haaren
gemacht? Wurscht. Hab eh Natur-Wuckerl. Brauch sie mir nicht eindrehen. Und das
bissl Geschirr in meiner Küche wird auch niemanden töten. Die Hausmeisterin hat
nicht einmal einen Geschirrspüler. Alles macht sie mit der Hand. Und dann kocht
sie noch einen „Pichelsteiner“. Einen Eintopf. Für ihre Liebsten.
Mir kracht der Magen. Ich muss mich jetzt mal erheben,
komme, was da wolle. Und das Kreuz tut mir weh. Vom Laptop am Bauch. Ihre
Sorgen möchten wir haben… Die Hausmeisterin hat auch Kreuzweh. Vom Putzen und
vom Reparieren und vom Herumschieben der Koloniakübeln. Irgendwie riecht meine
Biotonne aus der Küche auch schon. Nach Kren, sagen mir die Kinder schon seit 3
Tagen. Nicht nach Pichelsteiner Eintopf. Und da rührt es sich wieder, mein
Gewissen….
Und wie die Hausmeisterin mit den schwierigen Männern
umgeht! Da könnt man auch noch was lernen. Wenn man wollte. Ich entscheide mich
dann aber doch eher fürs Pieseln-Gehen. Das ist erfolgreicher als der Umgang
mit Männern. Die Hüfte tut mir auch schon weh. Vom vielen Herumliegen. Muss
mich mal auf eine andere Seite drehen. Bei Folge siebzehn dann wird eine
Umlagerung meinerseits vorgenommen. Die Hausmeisterin hängt jetzt auch noch die
Wäsche auf und einen Teil bügelt sie. Himmel Herrgott, das wird immer
anstrengender mit meinem Gewissen. Bügeln! Wofür denn jetzt DAS schon wieder!?
Die Leute machen sich das Leben unnötig schwer, kommt mir manchmal vor. Und
schon meldet sich mein linkes Knie. Was war jetzt wieder falsch? Uj, bin damit
auf dem Aufladekabel vom Laptop gelegen.
Wie schnell eigentlich die Tage so vergehen. Da legt
man sich am Mittwoch mit reinem Gewissen hin und ehe man sich versieht, hat man
sich auch schon 6 DVDs a 4-5 Folgen mit 48 Minuten reingezogen. Im Bett. Mit
dem Laptop am Bauch und den Kopfhörern auf dem Schädel. Und mit einem unfassbar
schlechten Gewissen.
Als die ersten Vögel am Samstag zwitschern, springe
ich aus meinem Bett heraus und putze von oben bis unten mein ganzes Haus, leere
die Biotonne aus, koche einen Eintopf – Pichelsteiner wird’s immer noch keiner
– und wasche mir die Haare, bis ich vor lauter Wuckerl nicht mehr rausschauen
kann. Und frage nicht! Jetzt hab ich
erst recht Hüft-, Knie und Kreuzschmerzen! Ich glaub, ich muss mich
augenblicklich wieder in die Horizontale begeben. Schließlich haben die Bayern
ja auch noch andere Kultserien, von denen man kein schlechtes Gewissen kriegt….
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