I wü wieda ham ...



Eine Stadtpartie steht an. Mädels in Fahrt. Mit zwei meiner überwutzelten Landmiezen begebe ich mich auf eine Reise in die Großstadt. Schon im Zug überfällt uns der erste Riesenhunger und wir suchen die Speisekarte des neuen Catering-Services auf und ab, können uns jedoch auf kein einziges Essen einigen, da die Unverträglichkeits-Warnungen als Fußnoten größer sind als das Weckerl selbst und wir irgendwie Bammel bekommen, als wir gewahr werden, dass man von so einer Semmel eventuell nicht nur Blähungen, Asthma und Ausschlag bekäme, sondern man im schlimmsten Fall eine hochgiftige Lupine mitfrisst, die wir drei nur allzu gut von unseren blühenden Haus-Gärten kennen. Ja, ticken denn die alle noch richtig? „Kann Spuren von Lupinen enthalten?“ Im Weckerl? Hat sich der Bäcker über eine Sommerwiese gerollt, oder wie kommen Lupinen in den Teig? Das essen wir schon mal gar nicht. Was der Bauer nicht kennt, ….

Hungrig kommen wir in Wien an und wollen auf den erstbesten Kebap-Stand zusteuern, da fällt uns ein, dass man in der U-Bahn nicht mehr essen darf. Man darf auch nicht mehr stinken. Das ist zum Verzweifeln. Wir drei sind hungrig, wir haben eine lange Fahrt hinter uns und es ist brütende Hitze in der Großstadt. Trotzdem: „Stinken in der U-Bahn verboten!“ Mit oder ohne Lupinen. Wir besteigen die erste Garnitur, die der Untergrund bietet und staunen nicht schlecht, als sich uns auf den Türen riesige Nasen präsentieren und man das Ganze mit „Schnupperfahrt“ betitel: durch die Klimaanlage strömt Parfum – allergiegetestet, wie wir anschließend aus der Zeitung erfahren, in den Nuancen „happy enjoy“ oder „relax“.

Relaxed sind wir nun gar nicht mehr, eher betört oder betäubt, noch immer nix zwischen die Beißerchen gekriegt, aber doch guten Willens, wenigstens ein bisschen shoppen zu gehen. Obwohl das Wort „shoppen“ bei uns zuhause ja eine andere Bedeutung hat (O-Ton Muttern: „Tua net so shoppen beim Essen, iss laungsam und nimm kloane Stickerl!“), wissen selbst wir Country-Miezen, dass damit das ausgedehnte Flanieren durch Geschäfte nebst Erstehen von mehr oder minder Brauchbarem gemeint ist. Wir steuern also einen Dessous-Laden an, denn auch ein Landei braucht mal einen hübschen Eierbecher. Uns werden diverse Unterhosen präsentiert, da wir aber von „A… frisst Hose“ langsam alle genug haben, spezialisieren wir uns auf die reiferen Modelle und müssen feststellen, dass in einem ganz speziellen Teil Braun-Algen eingearbeitet sind. ALGEN ! In der Unterhose! Ich möchte es nur wiederholen: ALGEN! Ich frage mich: Ist das deswegen, damit der vorhin erwähnte A…. mal eine andere Geschmacksrichtung kennenlernt oder warum? WIR kriegen nix zum Essen und unser Allerwertester sollte sich an Braunalgen aus isländischen Fjorden delektieren? Eyjafjallajökull und WTF!!!

Rauf auf den Donauturm. Eine herrliche Aussicht. Sofern man keine Höhenangst hat. 2 von uns 3 haben welche, weshalb die Liftfahrt nach oben schon grenzwertig ist, der anschließende Rundgang auf der Plattform tut sein Übriges. Zur Beruhigung setzen wir uns ins Café, in der Hoffnung, endlich ein bisschen Entspannung und vielleicht auch mal was Warmes in den Wanst zu kriegen. Doch weit gefehlt! Das Etablissement dreht sich. Wo gibt’s denn sowas? Gerade noch finden wir einen Platz vis a vis vom Eingang und schon ist der Eingang wieder weg, gerade noch war da die Küche mit den Kellnern und schon sitzen wir vor einer Holzwand, gerade noch waren da die WCs und schon wissen wir wieder nicht, wohin mit unseren Algen-Hoserln. Und Bedienung? Und Essen? Fehlanzeige! Fürs Restaurant hätten wir reservieren müssen und die Kellner verschwinden so schnell hinter der Holzwand wie sich das Ding nur drehen kann. Schwindelig und am Ende unserer Kräfte verlassen wir den verwirrenden Schauplatz.

I wü wieda ham….

Gesagt getan – rein in den nächsten Zug und ab über den Semmering ins Steirische. Dort können wir wieder ordentlich grasen, da brauchen wir nur „a weng douni oda obi gehn und schou shop ma wieda Kernöul und Öipfi in uns eini“… Und die Lupinen lassen wir gefälligst in der Wiese stehen, damit sich nicht im Algen-Hoserl was anderes sammelt.

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