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Es werden Posts vom August, 2025 angezeigt.

Omis Vitrine

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  Wenn ich meine Omi besuchte, machte ich es mir stets auf einer Stufe vor dem riesigen Wohnzimmerfenster gemütlich, denn in einer Ecke hinter dem Vorhang hatte sie ihr Naschkasterl. Knabbergebäck war damals eine Seltenheit, Omilein hatte aber immer welches parat. Ob nur ich dies dermaßen als Rarität ansah, weil man mir im Alltag relativ gesundes Essen vorsetzte – von den Punschkrapferln und anderen alkoholischen Süßigkeiten mal abgesehen – oder ob es damals noch nicht so Usus war, dass man sich für jeden Fernsehabend mit Snips und Co eindeckte, weiß ich nicht.  Auf jeden Fall hatte Omi immer eine Packung Kartoffelchips auf Lager, von denen ich mir gelegentlich ein paar einverleiben durfte. Nicht viele, denn ich empfand sie als Kind als zu salzig, aber ein paar naschte ich schon, während ich auf erwähnter Stufe saß, auf der ich in Augenhöhe eine Glasvitrine sah. In diese starrte ich beim Knabbern gerne, denn dort befand sich ein Sammelsurium an Sachen. Undefinierbar zusammenge...

Wer's glaubt...!

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Ich bin mit sehr vielen, sehr schrägen Glaubenssätzen aufgewachsen. Diese rührten einerseits von einem gewissen, im Volk sehr verbreiteten Aberglauben, aber auch in festgefahrenen, nie richtig behirnten Ritualen oder Traditionen meiner Familie. Kirschen Kirschen waren meine ersten Feinde: Schon alleine der Verzehr war ein einziger zeitlicher Kampf, musste man doch das eventuell gleichzeitige Aufnehmen von Flüssigkeiten präzise koordinieren, damit die süße Frucht nicht zum bitteren Krampf werden würde. Zu Deutsch: niemals Kirschen essen und Wasser trinken! Der Teufel könnte einen holen. Man durfte weder eine Stunde vorher, noch eine Stunde nachher was trinken, schon gar nicht die Kirschen mit einem klaren Schluck in den Schlund befördern. So war es ein Drahtseilakt und bedurfte großer Planung, wenn Kirschenessen vom eigenen Baum angesagt war: Mutter schaute vom Fenster zu, wenn meine Freundinnen und ich uns zum Baum streckten, um ein paar Früchtchen zu ergattern. Sie machte eine gen...