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Der Rossfleischhacker

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  Übers Essen im Allgemeinen, was gesund sein soll oder nicht, was einen nährt und schmeckt und um welchen Preis es für Tier, Mensch und Umwelt produziert wird, wurde wahrscheinlich schon so viel geschrieben und nachgedacht wie der Himmel Sterne hat. Und selbstverständlich möchte auch ich meinen Senf dazugeben. Sonntags gab es Fleisch, dienstags, mittwochs, donnerstags und samstags auch. Am Montag wurden die Reste gegessen – das Fleisch wurde hierzu raffiniert in Grenadiermarsch und Ritschert versteckt und wurde für mich im Prinzip noch eine größere Sucherei nach Flachsen und fetten Stücken wie an den anderen Tagen, wo man mir die Koteletts und Schnitzerl im Ganzen servierte. Freitags gab’s was Süßes oder Fisch. Ein Tag zum Aufatmen. Und ja, erraten: ich mag kein Fleisch. Von klein auf nicht. Nur war mir das so nicht bewusst. Und meinen Eltern anscheinend auch nicht. Schwein und Rind waren für mich schon kaum genießbar, doch da es in der Bezirkshauptstadt einen vielgerühmten un...

Es gehört viel mehr gemeckert

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Wie allgemein bekannt, gab es in den 70er und 80er Jahren ja noch keine Handys. Es waren gerademal die Telefone im Graben angekommen. Aber auch nicht überall. Bei uns natürlich nicht. „Mia brauch’n koa Tölefon!“, stießen meine Eltern des Öfteren vehement aus, und ich staunte nicht schlecht, als meine Mama das erste Mal irgendwo von einer Telefonzelle meinen Vater in der Arbeit anrief und dieser wirklich weit, weit weg war. Ich begann ihn nämlich nach dem Gespräch hinter der Zelle in den Brennnesseln zu suchen, und es kostete meine Mutter viel Überzeugungsarbeit, dass Vati nicht im Gebüsch hockte, sondern brav an seinem Schreibtisch. Mein Vater erzählte auch immer wieder die Anekdote von meinem Großvater, der seinerzeit die gesamte Straße zur nächsten Telefonzelle händisch ausgeschaufelt hatte, als meine Mutter zu mir in den Wehen lag, damit mein Vater die Rettung habe rufen können. Lange wurde daraufhin steif und fest in der Familie behauptet, man bräuchte so ein Ding nicht, denn man...

Das andere Geschlecht und ein "Knigge"

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Mein Mütterlein lehrte mich schon in frühen Jahren, dass man sich stets nach dem „Knigge“ richten müsse. Ein Benimm-Dich-Buch, das durchaus hilfreich sein kann, wenn man so gar keine Ahnung von Anstandsregeln hat oder plötzlich in Kreisen verkehren muss, in denen man es sonst nicht gewohnt ist, eine Gabel in die Hand zu nehmen. Eine Lektüre, die sich ständig selber überarbeiten muss, weil sich Sitten und Bräuche schneller ändern als einem Schamhaare wachsen. Manches war damals schon überholt und noch aus Mamas 50er/60er Jahren, manches konnte man aber durchaus noch verwenden und verinnerlichen. Bei all den Tischregeln, Du-Wort-Hierarchien und Begrüßungshandküssen war aber eines stets klar: eine Frau von Welt wirft sich niemals – niiiiiemals – einem Mann an den Hals. Vornehme Zurückhaltung ist angesagt, kein derbes Vordringen, keine besonders große Aktivität, begonnen beim Grüßen. Kurzum: Man darf nicht „Buama-narrisch“ sein. Und so wartete ich eben ab. Ich wartete, bis mich ein Bursc...

Moderne Elektrogeräte

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Mein Vater hat mit Leidenschaft gut (und viel) gegessen. Und langsam. Er war ein Genießer. Und ständig auf der Suche nach neuen Küchengeräten. Mama sollte verschiedene Möglichkeiten kennenlernen. Schließlich war sie es, die am Herd stand. So kam es, dass er meiner Mutter zu jedem festlichen Anlass ein neues Küchengerät schenkte. Einen Plattengriller fürs sonntägliche Hühnchen, einen Toaster für den samtstäglichen Abendtoast oder einen Entsafter für den gesunden Drink zwischendurch. Beim Toaster freute sich meine Mutter noch einigermaßen und bereitete uns zig Sandwiches mit jeder Menge klein geschnittenem Knoblauch und Ketchup zu, die wir tonnenweise am Samstagabend in uns reinstopften. Beim Plattengriller wurde die Sache schon schwieriger, denn so ein Hähnchen mit Haut beginnt ja bald mal zu brutzeln und spritzen und versifft die ganze Küche von oben bis unten mit dicken Fettspritzern. Deshalb baute mein Vater aus dickem Karton einen faltbaren Paravent, den er vor dem Grillen aus der...

Viechereien

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Der Hühnerstall meiner Oma Diese Hühner! Schon immer stand ich fasziniert vor den Henderln meiner Oma und beobachtete, wie die Federn durch den lichtdurchfluteten Stall flogen und die einzelnen Staubkörnchen durcheinandergewirbelt wurden, wenn sie ordentlich aufbegehrten. Dem dahinbrabbelnden Gackern, das Musik in meinen Ohren war, lauschte ich gerne, es beruhigte mich. Aber auch die aufgeregten Laute, die sie nach dem Absetzen eines Eies oder irgendeiner Unregelmäßigkeit im Stall von sich gaben, gefielen mir. Kurzum: Ich liebe Hühner! Nicht so meine Mama. Mit ihr hatte ich manchmal die Aufgabe, das Federvieh vom Hühnergarten abends in den Stall zu lassen und dort zu füttern. Oder am Morgen. Dann war das Prozedere dasselbe, nur in umgekehrter Reihenfolge. Und das auch nur, wenn Oma nicht zuhause war. Sie hatte früher Ziegen, ein Schwein, Hasen, einige Hühner, eine Katze und Meerschweinchen. Letztere liefen allerdings irgendwann mal bei einem Freigang in der Dämmerung unter einen ...