Zimmer mit Frühstück
Die Ferien sind hier, da drängt sich die Frage auf: wo
soll’s heuer auf Urlaub hingehen? Ich berufe den Familienrat ein und frage mal
meine Kinder so einzeln durch, worauf sie Lust hätten. Das Mädel und der
Kleinere sind sich sofort einig: es soll ans Meer gehen. Palmen, blauer Himmel,
Wasser. Der Größere hält etwas hinterm Berg mit seinen Wünschen, gesteht dann
aber doch nach einiger Zeit, er will eigentlich gar nirgends hin. Und wenn,
dann sicher nicht mit dem Flugzeug – die Bahn wäre eine ideale
Reisemöglichkeit, um nicht zu sagen: die für ihn einzig in Frage kommende. Die
beiden anderen reden ihn in voller Lautstärke nieder, protestieren unverhohlen,
woraufhin er uns kurzerhand zu verstehen gibt, dass er somit aus dem Rennen ist
und wir ihm bestenfalls den Buckel runterrutschen können – von ihm aus mit dem
Flugzeug. Nun gut, eine Reise für drei Leute –in ein fernes Land, steht auf dem
Programm. Ich beginne im Internet zu suchen, der Angebote gibt es ja viele.
Doch halt! Wann wollen wir denn eigentlich fahren? Ich selber bin für die
letzte Ferienwoche, mein Mädel steht auf die Hitze und die menschliche Überbevölkerung
im August, der Kleine möchte sofort nach der Schule nix wie weg. Also gut, ich
erweitere meine Internetsuche auf alle 9 Wochen im Sommer, wir präferieren
Griechenland und haben auch da wieder tausende Angebote zur Verfügung.
So geht das nicht, wir müssen uns auf ein Datum und
auf eine Art des Urlaubs einigen: All inclusive, Appartement mit Auto,
Frühstückspension in den Bergen… waaaas? Das sei ihnen alles egal, flöten die
zwei mir zu, Hauptsache free WIFI! Na, echt jetzt? Nun denn, ich schränke meine
Suche drastisch ein und konzentriere mich bloß mehr auf die Hotels mit gratis
Internetzugang. Das sind schon nicht mehr so viele. Und die im Juli und Anfang
bis Mitte August sind eigentlich schon ausgebucht, wenn ich mich genauer dafür
interessiere und weiterklicke. Und dann gerät die Sache ordentlich ins Stocken,
als wir alle noch ein wenig nachzudenken beginnen: Eigentlich mag ich kein
Etablissement, wo es ein berieselndes Entertainment gibt, fällt mir ein und
mein Töchterchen wirft noch hinzu, dass es fein wäre, wenn wir zum Strand
eigentlich einmal um die eigene Achse rollen könnten, denn weitere Wege möge
sie gar nicht und dann denke ich mir noch, ich will mich eigentlich um gar kein
Essen kümmern müssen, obwohl ich alle 3 Stunden hungrig bin und deshalb
bräuchten wir Dauerverpflegung und relative Stadtnähe wäre eigentlich auch
nicht schlecht, denn man will ja nicht nur den Strand sehen, aber Autofahren
mag ich im Ausland eigentlich schon gar nicht, und fliegen, ja fliegen mag ich
am Abend eigentlich nicht, denn ich möchte ja noch bei Helligkeit am
Urlaubsziel ankommen und vom Tag was haben und eigentlich ist das
Preis-Leistungsverhältnis etwas schief und eigentlich ist es viel zu heiß dort,
das ist ja eine Frechheit und eigentlich sind mir die großen Hotels mit den
vielen Touristen zuwider und dieses viele Kofferschleppen halt ich eigentlich
auch gar nicht aus und meinem Söhnchen ist das eigentlich alles ziemlich piep
schnurz und…. uff … eigentlich….
Und uneigentlich? Uneigentlich gibt es dann eigentlich
überhaupt gar kein Angebot mehr, das unseren Ansprüchen gerecht wird. Die Suche
wird wegen Aussichtslosigkeit abgebrochen, der Große lacht sich ins Fäustchen
und zeigt unterm Tisch seinen Geschwistern den Stinkefinger.
Jetzt sind wir wieder am Anfang mit unserer Planung,
doch plötzlich fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Urlaub auf Balkonien!
Juli UND August. Da sind wir alle dabei, da kann sich jeder aussuchen, was er
will und WLAN gibt’s noch dazu: wir kaufen uns also für die nächsten Wochen
griechische Spezialitäten wie Feta, Olivenöl, ein Fläschchen Ouzo für die Mami,
getrocknete, eingelegte Oliven mit und ohne Knoblauch, dazu 7 kg Eis vom
Feinsten, Holzstäbchen fürs hauseigene Souvlaki, Fladenbrot, soweit das Auge reicht
und Wein, ja griiiiiiiiiiiiiechischen Wein – scheeeeeeenk doch mal ein….Danach
besorgen wir uns zum endlosen Music-Streamen mehrere Schpottifisch-Zugänge,
laden uns sämtliche Greystation-Spiele herunter, machen uns mit Alexandra
bekannt, die uns jeden Wunsch von den Augen abliest und abends sogar das Licht
ausdreht, wenn man vom griiiiiiiiiiiechischen Wein schon etwas orientierungslos
ist. Der Jüngere bekommt ein neues Radl und einen mega coolen Fußball, das
Töchterchen kriegt ein neues Schminkset, 4 neue Outfits sowohl fürs Relaxen in
der Hängematte als auch fürs Chillen in der City, der Größere bekommt ein
Bahnticket für ganz Österreich und 4 Kisten von seinem Lieblingsyogurt und ich
leg mich in mein angenehm kühles Zimmer und schau mir Geo-Reportagen von fernen
Ländern mit schwitzenden Menschen an, dann kauf ich mir einen neuen Fotoapparat,
halte das Ganze als Erinnerung fest, poste es auf Facebook und bekomme 43 Likes
dafür. Das wird der schönste Urlaub aller Zeiten !
Kommentare
Kommentar veröffentlichen